Gewagter Dialog zwischen Waagen
Ausstellungskurator Lorenz Bühler auf der von Christoph Rütimann geschaffenen Bank aus geschichteten Personenwaagen. (Bild: ahi)
INNOVATION ⋅ Tubex heisst die neue Waagengeneration aus dem Forschungs- und Entwicklungszentrum der Bühler AG in Uzwil. Umrahmt von Kunstobjekten sind die Präzisionsmessgeräte derzeit im Customer Center ausgestellt.
Andrea Häusler
Bei der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln
spielen Waagen seit jeher eine Schlüsselrolle. Um
jederzeit die Ausbeute zu bestimmen und die Kosten im Griff zu behalten, müssen Rohstoff- und Produktegewichte an jedem Punkt der Verarbeitungskette präzise bestimmt werden können. Mit der Tubex-Serie hat Bühler eine grundlegend überarbeitete Waagengeneration lanciert, deren wesentliche Merkmale die um mindestens 90 Prozent reduzierten Energiekosten, die hohe Lebensmittelsicherheit sowie die flexible Steuerung sind. Das Entwicklerteam um Andreas Kleiner hat in zweijähriger Arbeit ein Konzept entwickelt, das ohne Druckluft auskommt. Elektromagnetisch bewegte Klappen ersetzen die pneumatischen Zylinder. Kleiner war es denn auch, der die Technik der Waagen an der Eröffnung von «The Art of Weighing» erklärte. Zentral sei, dass bei allen Grössen der neuen Waagengeneration die gleichen Antriebe zum Einsatz kämen. «Damit vergrössert sich das Energiesparpotenzial bei einer 300-Liter-Waage auf 99,4 Prozent, was die Energiekosten von jährlich 10500 US-Dollar auf 60 Dollar reduziert.»
Die Schüttwaage MSDN-L ist das erste von 18 Tubex-Modellen, das auf den Markt kommt. Das neue Flaggschiff ist mit weiteren Bühler-Lösungen zum Wiegen und Dosieren ausgestellt. Jedoch steht die Technik nicht für sich, sondern tritt in einen Dialog mit Kunstobjekten: mit Installationen des Müllheimer Künstlers Christoph Rütimann und den «Hangings» von Doris Naef aus Weinfelden. Ein Novum, wie Kurator Lorenz Bühler an der Ausstellungseröffnung sagte. Die Kunstobjekte seien mehr als ein ansprechender Rahmen für die in nüchternen Glasvitrinen gezeigten technischen Innovationen. Sie ermutigten zur Auseinandersetzung mit der Frage, ob und, wenn ja, wie künstlerisches Denken technische Entwicklungsprozesse beeinflussen kann. Möglicherweise, sagte Bühler, könne die Industrie wirklich von der Methodik der Kunstschaffenden profitieren.
Christoph Rütimanns Objekte leben vom Spiel mit dem Zufall und der Gravitation, erinnern an das vordigitale Zeitalter. Da ist das «Lagerregal» – ein Brett über ungenauen Haushaltswaagen auf weissem Sockel. Oder die Bank mit 122 aufgeschichteten Personenwaagen. Doris Naef hat ihrerseits die Herstellungsprozesse von Rohmaterialien symbolhaft auf sechs Meter langen aufgehängten Stoffbahnen dargestellt.
Etwas abseits werden antike Waagen gezeigt. Die Exponate sind Leihgaben des Museums Rosenegg in Kreuzlingen. Lorenz Bühler sprach von deren Einbezug «aus Respekt vor der Vergangenheit alter Wägemethoden». Technik und Kunst, Gegenwart und Vergangenheit – Gegensätze, die anregen. Die Ausstellung steht Zulieferern, Kunden und Angestellten der Bühler-Gruppe offen. Für die Öffentlichkeit ist sie nicht zugänglich.