Waagenobjekte und Waageninstallation von Christoph Rütimann
Lagerregal (Erdgeschoss)
Waagenturm (Obergeschoss)
Für Christoph Rütimann ist Wiegen eine Beschäftigung mit Gravitation. Der Künstler arbeitet mit Waagen aus dem vordigitalen Zeitalter – Waagen, die ohne zusätzliche Energie funktionieren. Keine der Waagen misst jedoch das, wofür sie bestimmt ist. Sie wägen nur sich selbst, machen ihr eigenes Gewicht zu Thema. Und das ist es, was Rütimann an der Waage interessiert: Sie ist das einzige Instrument, das sich selbst reflektiert. Ihn fasziniert, in welcher Relation das Eigengewicht zur Skala steht. Er stellt die Waagen auf den Kopf oder türmt sie aufeinander. Bei der „Waagenskulptur“ drehen sich die sieben Drehzeiger schrittweise um fast 360 Grad. Beim „Lagerregal“ stellt er Haushaltswaagen auf den Kopf und konfrontiert sie mit ihrem Eigengewicht. Rütimann führt den Prozess des Wägens ad absurdum.
Waagenbank (im Obergeschoss)
Christoph Rütimann beschäftigt sich mit Druck, Gewicht und Lasten. Er stapelt Waagen und schichtet sie aufeinander. Die Waagen hören nicht auf zu wägen. Der Künstler erschafft lebende Skulpturen, denn sie zeigen jede Mehrlast auf und vermelden jede Berührung. Setzt man sich auf die „Waagenbank“ geben die Waagen leicht nach. Die Zeiger rasseln leicht, bis sie sich einpendeln. Das Gewicht verteilt sich auf viele Waagen. Der Künstler verbindet das Thema der Gravitation mit Ordnung und Chaos.
Waage im Gips (Vitrine Obergeschoss)
Die Personenwaage steckt im Gips fest. Der Gips quillt aus den Waagschalen wie Zuckerguss. Die Waage ist gefangen in der erstarrten weissen Masse und damit ihrer Messfunktion beraubt. Der Zeiger sitzt fest, die Feder springt nicht. Der ursprünglichen Funktion, das Gewicht anzuzeigen, kommt die Waage nicht mehr nach. Sie ist quasi in einem Dornröschenschlaf, aus dem sie jedoch nicht mehr erwachen wird.
Christoph Rütimann, 1955 geboren in Zürich, lebt in Müllheim TG, ist ein Künstler mit internationalem Renommé (Vertretung der Schweiz an der Biennale Venedig 1993). Mehrere Einzelausstellungen in Museen im In- und Ausland.
Sein Bezug zu naturwissenschaftlichen Fragestellungen ist in vielen Werken spürbar. Er arbeitet in den Medien Zeichnung, Malerei, Skulptur, Fotoarbeit, Performance, Video. Die gezeigten Arbeiten leben vom Spiel mit Zufall und Gravitation.
www.christophruetimann.ch
LB 21.5.2017